„Freiheit · Berufsbildung · Verantwortung“

Mit der Positionierung der Berufsbildung im Titel der Sektionstagung zwischen Freiheit einerseits und Verantwortung andererseits soll ihre wichtige Rolle im Kontext individueller Lebensgestaltung und Funktionieren der Gesellschaft hervorgehoben werden.

Gerade der schillernde Begriff der Freiheit,der von einer sprach- und medienkritischen Initiative sogar zur Floskel des Jahres 2022 gekürt worden ist, fordert zum Nachdenken darüber auf, wo Grenzen und Beschränkungen im eigenen Handeln und im sozialen Miteinander liegen. Viele der aktuellen Herausforderungen wie militärische Bedrohungen und Kriege, Klimawandel, Pandemien, Energiekrise, Fachkräftemangel, digitale Transformation, demographische Entwicklung, Fluchtbewegungen usw. stellen die Gesellschaft – und so auch die berufliche Bildung – vor Konflikte zwischen ökonomischen, ökologischen, gesellschaftlichen, sozialen und individuellen Zielen. Diese Megathemen beeinflussen derzeit ebenso die berufliche Bildung und finden sich auch in der aktuellen berufs- und wirtschaftspädagogischen Forschung. Sie haben mit Freiheit und Verantwortung des Einzelnen und aller zu tun. So hat die Freiheit des Einzelnen stets ihre Grenzen, die in der individuellen wie gesellschaftlichen Verantwortung zu finden sind. Berufliche Bildung liegt daher in einem Spannungsfeld zwischen Freiheit und Verantwortung, das immer wieder aufs Neue austariert und gestaltet werden muss.

Besonders deutlich kann die Rolle beruflicher Bildung in dem Feld zwischen Freiheit und Verantwortung am Artikel 12 des Grundgesetzes werden. Die im Verlauf der Menschheitsgeschichte errungenen Freiheiten von Berufswahl, Berufsausübung sowie Wahl von Lern- und Arbeitsorten sind hohe Güter, die aber in vielen Fällen auch ihre Grenzen finden. Berufliche Aus- und Weiterbildung sowie deren Abschlüsse sorgen für den Einzelnen dennoch in der Regel für mehr Handlungsoptionen und damit mehr Freiheit bis hin zur wirtschaftlichen oder sogar unternehmerischen Selbstständigkeit, die jede Person in eigener Verantwortung trägt. Es liegt in der Freiheit und zugleich Verantwortung der mit Berufsbildungsforschung Befassten, sich mit verschiedenen Themen der Theorie und Praxis beruflicher Vor-, Aus- und Weiterbildung (einschließlich Lehrerinnen- und Lehrerbildung) in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auseinanderzusetzen.